Fledermauskasten selber bauen mit Bauanleitung

Die fliegende „Mäuse“ vertilgen große Mengen an Insekten. Pro Nacht fressen sie ein Viertel ihres Körpergewichts und mehr. Sie gehören damit zu den nützlichsten Tieren in unseren Gärten und sollten entsprechend geschützt und gefördert werden.

Fledermauskästen beherbergen einzigartige Spezialisten

In einem Fledermauskasten finden einzigartige Tiere Unterschlupf. Die hoch spezialisierten Säuger haben unglaubliche Fähigkeiten und verdienen unseren Respekt. Ihr Körper hat sich ganz dem Fliegen angepasst. Die Tragflächen ihrer Flügel werden von einer dünnen Flughaut gebildet, die zwischen einem verlängerten Hand- und Fingerknochen gespannt ist. Auch Beine und Schwanz sind in die Flughaut miteinbezogen.

Wenn sich die Vögel in der Dämmerung zu ihren Ruheplätzen begeben, erheben sich die schnell flatternden Geschöpfe in die Luft und fliegen bis in die frühen Morgenstunden. Meist ist in der Dunkelheit nicht viel von Ihnen zu sehen. Sie haben sich einen Nischenplatz in der Natur gesucht, indem sie eine Lebensweise entwickelt haben, die einzigartig ist und bei der wenig Konkurrenz herrscht. Dazu brauchen sie eine vielfältig strukturierte Landschaft, auch um einen üppig gedeckten Tisch an Insekten vorzufinden. Weil sie große Mengen vertilgen, sind sie sehr empfindlich gegen Insektengifte.

Fledermäuse fressen Falter, Motten, Käfer und Mücken sowie Schädlinge, die in der Nacht unterwegs sind. Mit ihrem kräftigen Gebiss knacken sie die härtesten Chitinpanzer und erwischen Laufkäfer sogar zwischen Blättern und Gras. Zuerst nehmen sie die Insekten an ihren Geräuschen wahr. Unter Laub und Moos spüren sie sie dann mit ihrer feinen Nase auf.

Fledermäuse sind lautlose Echopiloten

Sie orientieren sich in der Dunkelheit mit Ultraschallrufen und orten auch ihre Beute mit dem Echolot. Die Ultraschallwellen werden im Kehlkopf erzeugt, die Töne liegen in einem Schwingungsbereich, den der Mensch nicht mehr hören kann. Die Schwingungen treffen auf ein Hindernis oder auf die Beute, werden zurückgeworfen und die Fledermaus empfängt mit ihren Ohren ihren eigenen Ruf. Die Fledermaus „sieht“ nur dorthin, wohin sie peilt, also nur einen Ausschnitt der Umgebung. Sie hat zusätzlich ein sehr gutes Ortsgedächtnis und merkt sich die Hindernisse in der näheren Umgebung ihres Quartiers und Jagdreviers. Sie fliegt auch aus dem Gedächtnis, was ihr zum Verhängnis werden kann. So haben Windkraftanlagen schon viele Tiere das Leben gekostet, wenn auch die Ursache, warum sie das Windrad völlig „übersehen“ noch ungeklärt ist.

Fledermäuse erzeugen aber auch Töne, die die Menschen hören können. Wenn sie beruhigt sind, geben sie für menschliche Ohren höchst seltsam klingende Laute wie Klicksen und Zischen von sich, ein Grund mehr, warum Fledermäuse für viele geheimnisvoll sind.

Kinderstube für Fledermäuse gesucht

Tagsüber suchen Fledermäuse hohle Bäume und Spechthöhlen auf oder halten sich unter Dachziegeln, auf Dachböden und hinter Fensterläden und Hausverschalungen auf, wenn sie dort ungestört sind. Sie mögen Wärme, wenn diese Quartiere von der Sonne beschienen werden. Finden Fledermäuse solche Quartiere nicht, nehmen sie sehr gerne Fledermauskästen an.

Fledermäuse sind liebevolle Mütter. Anfang des Sommers bringt das Fledermausweibchen meist ein Junges zur Welt und zieht es fürsorglich auf. Es bringt ihm das Fliegen bei – die ersten Versuche aus luftigen Höhen sind nicht so einfach. Mit nur ein, manchmal zwei Nachkommen pro Jahr ist die Population bei Ausfall schnell dezimiert. Die Unterstützung der scheuen Tiere ist deshalb besonders wichtig.

Tipp: Langohrfledermäuse nehmen auch Vogelnistkästen als Nisthilfe an.
 

 

Fledermauskästen sind als Nisthilfe willkommen

Die Ansprüche an einen Fledermauskasten der einzelnen Arten sind sehr unterschiedlich und wechseln auch noch saisonal innerhalb einer Art. So suchen sie häufig unterschiedliche Quartiere für Balz, Wochenstube und Überwinterung auf. Spaltenbewohnenden Fledermäusen wie Zwerg- und Rauhautfledermaus kann man Flachkästen als Nisthilfe anbieten, höhlenbewohnenden Arten wie der Langohrfledermaus Höhlenkästen.

Tipp: Lärm, Rauch, Berühren oder Beleuchten wecken die empfindsamen Tiere auf und stressen sie – lassen Sie Fledermäuse im Quartier möglichst ungestört.


    

Flachkästen als Nisthilfe, v.l.n.r. Fledermauskasten Esschert Design, Fledermauskasten Check In, Schwegler Fledermauskasten 

    

Höhlenkästen als Nisthilfe; v.l.n.r. Schwegler Fledermaushöhle mit doppelter Vorderwand (Bild 1 und 2), Schwegler Fledermaushöhle Speziell (Bild 3)

Fledermäuse im Winterquartier

Sie überdauern den Winter schlafend an forstsicheren, möglichst nicht zugigen, aber feuchten Orten, denn sonst trocknen ihre Flughäute aus. Atmung und Puls sind auf ein Minimum reduziert und der Stoffwechsel herabgesetzt. Die Körpertemperatur sinkt bis auf die Umgebungstemperatur ab, also bis nahe an den Gefrierpunkt. Wenn die Gefahr droht, dass sie wirklich unter Null Grad Celsius sinkt, wachen die Tiere auf und suchen einen wärmeren Platz. Das Aufwachen kostet sie jedoch viel Kraft. Sie müssen sich aufheizen und verbrauchen dabei Fettreserven. Mehrmaliges Aufwachen während eines Winters ist so kräftezehrend, dass es zum Tod führen kann.

Heimische Fledermausarten

Die Mehrzahl der circa zwanzig heimischen Fledermausarten gehört der Familie der Glattnasen an.

Zwergfledermaus. Die kleinste Art in unseren Breiten wird circa 4 cm groß. Sie ist sehr anpassungsfähig und lebt unter Dachschindeln oder Verschalungen von Häusern, auch von Neubauten. Sie bildet oft große Sippschaften mit Hunderten Tieren. Die Weibchen gebären meist Zwillinge, die bis Ende August selbstständig sind. Dann ziehen die Fledermäuse oft in großen Gruppen in der Gegend umher, bevor sie ihre Winterquartiere beziehen.

Braune Langohrfledermaus. Sie wohnen in kleinen Gruppen (ein Dutzend Tiere) auf Dachböden von alten Häusern und Kirchen. Tagsüber halten sie sich unter den sonnenbeschienenen Dachziegeln auf, gegen Abend hängen sie frei von den Dachbalken, und nachts gehen sie auf Jagd. Sie fressen gern Nachtfalter, von denen sie zuvor die Flügel abbeißen.

Rauhautfledermaus. Sie lebt in Baumhöhlen und Vogelnistkästen und unter der Rinde alter Bäume. Mit einer Körperlänge von 4,5 cm ist sie recht klein, bei Gefahr hört man sie zischen und fauchen.

Abendsegler leben in kleinen Gruppen in Spechthöhlen. Wenn diese alt und zerklüftet sind, hängen sie im oberen Teil des ausgehöhlten Baums. Ihren Winterschlaf halten sie in Felsspalten, Fassaden und Baumhöhlen mit bis zu hundert Individuen zusammen. Sie ziehen vom Sommer- ins Winterquartier oft durch halb Europa.

Hufeisennase. Die Hufeisennase gehört einer eigenen Familie an; bei uns gibt es nur eine Art. Sie hat ihren Namen von einem Aufsatz auf der Nase, der ihr bei der Ultraschallpeilung hilft. Hufeisennasen bewohnen im Sommer Dachböden von alten, ruhigen Gebäuden wie Kirchen und Schlössern. Sie hängen frei von der Decke, ohne einander zu berühren. Im Schlaf hüllen sie sich in ihre Flughäute ein.

Lebensräume für Fledermäuse:
Baumhöhlen, Dachböden, Felsspalten, Keller (unterirdische Sommer- und Winterquartiere), Gärten mit Nisthilfen

Wichtige Futterquellen für Fledermäuse sind:
Insektenreiche freie Landschaften, Gärten mit offenen Wiesen- und Wasserflächen

Bauanleitung für einen Fledermauskasten zum selber bauen

Material

Sägeraues Fichten- oder Kiefernholz, 2 cm stark
1 Brett 30 x 10 cm für das Dache
1 Brett 20 x 31 cm für die Vorderwand
1 Brett 24 x 40 cm für die Rückwand
2 Bretter 6 x 33 cm für die Seitenwände
1 Leiste, ca. 2 x 1 cm, 20 cm lang
Schrauben oder Nägel
Teerpappe für das Dach
Haken oder Holzleiste zum Aufhängen

Bauanleitung für einen Fledermauskasten

1.) In die Innenseite der Rückwand Rillen einsägen, zusätzlich alle Innenflächen der Bauteile aufrauen oder einritzen (z.B. mit einem Schraubenzieher); die Fledermäuse krallen sich am Holz fest und „klemmen“ sich zwischen die Wände – in dem sich nach oben verjüngenden Kasten je nach Körpergröße mehr oder weniger weit oben
2.) Leiste an der Vorderwand montieren
3.) Seitenwände zuschneiden, an der Vorderwand anschrauben, auf die Rückwand aufsetzen
4.) Dach anschrauben und mit Teerpappe ummanteln
5.) Alle Ritzen mit Holzleim abdichten (Fledermäuse vertragen keine Zugluft)
6.) Darauf achten, dass keine Nägel oder Schrauben herausstehen, an denen sich die Tiere verletzen könnten
7.) Reinigungsarbeiten fallen nicht an, da der Kot durch den Schlitz hinausfällt. Kontrollen sind mit Vorsicht durchzuführen, um die Tiere nicht zu stören. Auch kann es lange dauern, bis der Kasten besiedelt wird.

Lage des Fledermauskasten
Der Fledermauskasten wird in 3-5 m Höhe an Hausmauern oder in Bäumen aufgehängt und sollte nicht der prallen Sonne ausgesetzt sein. Die Vorderseite mit dem Anflugschlitz sollte nicht nach Norden ausgerichtet und frei anzufliegen sein.